Monday, November 26, 2007

Nordamerikanischer Weihnachtsterror

Einige von Euch kennen vielleicht den Film "Schoene Bescherung" mit Chevy Chase.

Fuer ahnungslose Europaer ist ein solcher Film immer nicht viel mehr als eine Menge stumpfsinniger Humor, lauter und greller Klamauk, so typisch nordamerikanisch eben.

Weit gefehlt. Mit all seinen Uebertreibungen, Ueberspitzungen und gnadenlos amerikanischen Beschreibungen der Weihnachtshysterie unserer nordamerikanischen Freunde ist der Film fuer jeden, der schon einmal hautnah den nordamerikanischen Weihnachtsterror miterlebt hat, eigentlich nur eine recht treffende und gar nicht so uebertriebene Beleuchtung hiesiger Sitten und Gebraeuche im Dezember.

Wer meint, man wuerde in Deutschland vom Weihnachtsrummel alljaehrlich ueberfahren, darf sich gerne eingeladen fuehlen, mal den November und Dezember in den USA oder Kanada zu verbringen. Ich garantiere ein unvergessliches Erlebnis und auf ewig eine Abneigung gegen Weihnachten und aehnliche Feiertage!

Startschuss fuer den alljaehrlichen Terror ist hier der 1.November. Denn am Tag davor ist Halloween und daher dreht sich bis zum 1.11. alles um Kuerbisse, Geister, Trick or Treat Suessigkeiten und die moeglichst gruselige Dekoration des Hauses. Dann aber puenktlich zum 1.11. heisst es: Weihnachtswahn.

Es gibt keinen Werbespot ohne Santa Claus, Weihnachtslieder und Rentiere. Egal, ob es sich um Windeln, Lebensmittel, Handkreissaegen, Katzenfutter oder Damenbinden handelt....mit Weihnachtssymbolik verkauft sich scheinbar alles besser. Dann sitzt Santa bei den Damen und Herren der Morgennachrichten, faehrt bereits im November in unzaehligen Paraden mit, ist als Pappkamerad in jedem Supermarkt und jeder Mall zu finden.....

...und treibt die Menschen hier in einen Konsumzwang ungeahnter Ausmasse.

Es gilt, jedem Menschen, dem man mehr als einmal in seinem Leben begegnet ist, mindestens ein, besser aber mehrere Geschenke zu machen. Wenn auch in vielen Faellen nur aus innerem Zwang, weil man sich sonst schuldig fuehlen wuerde, dass man dem Brieftraeger, halbtoten Grossonkel oder der ueber 25 Ecken verwandte Gross-Stief-Nichte kein sinnloses Konsumgut in die Hand gedrueckt hat. Also rennt man in die Malls und kauft und kauft und kauft. Zur Not nimmt man noch schnell eine neue Hypothek auf's Haus auf.....alles fuer die gute Weihnachtsstimmung.

Dazu kommt die alljaehrliche Weihnachtsdeko fuer's Haus und das Buero. Da nimmt man ungerne die Dinge aus dem letzten Jahr, denn mal will ja nicht als geizig oder nicht weihnachtsliebend dastehen. Und dann tackert man eben Tausende kleine Lichter in allen Farben ans Haus, verteilt beleuchtete Rentierschlitten, per Ventilator aufgeblasenen Schneemaenner und Tannenbaeume auf dem Rasen im Vorgarten und freut sich von innen ueber das Geblinke.

Vergessen ist dann, dass man das ganze Jahr ueber keinen Haartrockner benutzt hat, um Strom zu sparen und die Umwelt zu schonen. Vergessen ist die Stromrechnung aus dem letzten Januar, die man nur zahlen konnte, indem man eine weitere Hypothek aufs Haus aufnahm.

Ist doch alles schoen. Denn schliesslich ist doch Weihnachten.

Und was macht da unsereins in diesen zwei grauenhaften Monaten im Jahr? Den zwei Monaten, in denen Religionsfreiheit bedeutet, dass alle, aber auch wirklich alle gezwungen werden, an mindestens einem Event zur Geburt Jesu teilzunehmen und dem Konsumgott zu huldigen?

ZUM BOYKOTT AUFRUFEN!

End Compulsory Consumption! Boycott Christmas!

1 comment:

Anonymous said...

Apropos Konsum: Lies doch mal Brave New World. (Obwohl, wie ich Dich kenne hast Du das bestimmt schon.)