Friday, April 11, 2008

Von Bettwanzen und anderen "Entwicklungsschwaechen" in Kanada

Hallo an alle,

lange nicht gemeldet. Hier war die letzten Monate extrem viel Arbeit angesagt, mit den zwei Jobs und viel Stress in meinem Hauptjob. Nun hat sich alles langsam etwas beruhigt, und ich hab mal wieder Zeit, zu bloggen.

Heute mal zu einem eckligen Thema: Bettwanzen. Ja, die gibt es hier. In einem industrialisierten, entwickelten Land wie Kanada. Ich war geschockt. Nicht nur, als ich davon hoerte, sondern noch viel mehr, als ich nach einer (!!!) Nacht in einem Hotel in gehobenerer Preisklasse mit 85 Bissen aufwachte! Das war im November, die Beweisfotos sind rechts. Bettwanzen sind hier in ganz Nordamerika in Hotels jeder Preisklasse zu finden und in manchen Staedten, wie Vancouver, eine echte Plage. Jawohl, Bettwanzen. Kleine Insekten, die in Europa seit vielen Jahren fast komplett ausgerottet wurden, inzwischen aber weltweit eine "Wiedergeburt" erleben, denn sie koennen leicht in die Klamotten krabbeln und so von Hotel zu Hotel oder auch nach Hause interkontinental transportiert werden. Inzwischen gibt es fuer Nordamerika ganze Internetseiten, die einen vor Bettwanzen in Hotels warnen. Es ist faszinierend. Inzwischen bedeutet Reiseplanung hier, dass man sich vor Dingen schuetzen muss, die man sonst nur in Entwicklungslaendern erwartet.

Auch sonst merkt man oft, das sowohl Kanada als auch die USA noch sehr junge Nationen sind; und in vielen Dingen in ihrer eigenen Version des Mittelalters stecken. In den USA wird mit Unterstuetzung der Regierung gefoltert, in Kanada werden Faekalien mittelgrosser Staedte ohne mit der Wimper zu zucken in den Pazifik geleitet. Und beide Laender mockieren sich oeffentlich ueber die "Hoehlenmenschen" in Afghanistan, die sie dort seit 2001 erfolglos bekaempfen.

Vielleicht ist gerade diese Kombination von modernen, industrialisierten Nationen und Mittelalter das, was Europaer an Nordamerika so fasziniert. Ist schon spannend, allerdings sollte man sich als Besucher gegen Bettwanzen zu schuetzen wissen.

Friday, February 8, 2008

weisheit der woche und lesetipp

If you must believe in anything, believe in yourselves, in your senses and in your minds. To accept a religious creed is to accept another's mind in place of your own, and generally contrary to your own. When religious belief comes in brains go out.

Marilla M. Ricker



Lesetipp: Sam Harris "The End of Faith" und/oder "Letter to a Christian Nation"

Sunday, February 3, 2008

Neue Fotos

Hallo an alle,

ja, ich lebe noch, auch wenn ich seit Weihnachten ein bisschen abgetaucht bin. Seit 3. Januar habe ich hier ja nun zwei Jobs, einen Vollzeit und dazu unterrichte ich an der hiesigen Uni zweimal die Woche. Da bleibt wenig Zeit fuer viele andere Dinge, es macht aber grossen Spass, wieder zu unterrichten, also will ich mich auch gar nicht beschweren.

Hier aber nun auf vielfachen Wunsch ein paar Fotos vom Haus, in dem ich hier lebe. Und ein neues Foto von der Psycho-Katze :)

Hoffe, die Tage mal wieder ausfuehrlicher schreiben zu koennen. Ist aber ein grosser Job, kanadischen Studenten das politische und gesellschaftliche Leben in Europa naeher zu bringen, wenn es schon Schwierigkeiten gibt, Europa auf einer Landkarte wiederzuerkennen....

Ein Hoch auf die deutsche Bildung.....trotz aller Schwierigkeiten dort!

Friday, December 28, 2007

"Whisky"

Vielen Dank an alle, die Namen vorgeschlagen haben!

Inzwischen hat sich die Katze ihren Namen selbst ausgesucht: "Whisky"

Sie meinte, sie muss ihren gesamten Kopf, mit Ohren und allem, was dazugehoert, in ein Glas mit Whisky stecken, dass ich auf dem Couchtisch stehen hatte. Sie roch tagelang nach Allohol!!!! Woraufhin ich sie dann "Whisky" genannt habe und sie sich anscheinend auch sofort angesprochen fuehlt.

Inzwischen ist sie auch nicht mehr sehr schuechtern, sondern eher sehr irre. Lieblingsbeschaeftigung im Moment: Klamotten attackieren, wenn ich Waesche zusammenlegen will. Diese boesen Socken!!! Auch sehr gerne genommen: zu mir unter die Decke ins Bett kriechen, da erst ein bisschen schmusen und dann ganz gerne den eigenen Schwanz fangen und mich dabei zerkratzen.

Hach, wie hab ich das vermisst :)

Sunday, December 16, 2007

Ein neues Familienmitglied

Nach mehreren Trips zum Tierheim im Laufe der letzten Monate war es nun gestern soweit: ich habe eine neue Katze adoptiert!

Sie ist etwa anderthalb Jahre alt, recht zierlich und auch noch etwas schuechtern, aber wenn es um sie herum ruhig genug ist, huepft sie gerne auf den Schoss und laesst sich ausgiebigst Kraulen. Und im Bett schlafen tut sie scheinbar auch SEHR gerne. Laute Geraeusche sind noch sehr schrecklich, aber zum Glueck kann man sich gut unter dem Bett verstecken.

Bisher ist sie noch namelos. Ist ein Findling, keiner weiss also, ob sie vor dem Tierheim einen Namen hatte und im Tierheim selbst war sie nur ein-zwei Monate, hatte dort den gruseligen Namen LeeAnn. Der wurde gestern sofort abgeschafft, aber nun suche ich nach nem neuen Namen.

Bin offen fuer alle Vorschlaege!

Bisher auf meiner Liste fuer moegliche Namen:
1. Miss Behave
2. Corona
3. Chini (kurz fuer Cappucino, da das Fell ein bisschen nach Kaffee mit Milchschaum aussieht)
4.
5.

Bitte weiterfuehren!

Monday, November 26, 2007

Nordamerikanischer Weihnachtsterror

Einige von Euch kennen vielleicht den Film "Schoene Bescherung" mit Chevy Chase.

Fuer ahnungslose Europaer ist ein solcher Film immer nicht viel mehr als eine Menge stumpfsinniger Humor, lauter und greller Klamauk, so typisch nordamerikanisch eben.

Weit gefehlt. Mit all seinen Uebertreibungen, Ueberspitzungen und gnadenlos amerikanischen Beschreibungen der Weihnachtshysterie unserer nordamerikanischen Freunde ist der Film fuer jeden, der schon einmal hautnah den nordamerikanischen Weihnachtsterror miterlebt hat, eigentlich nur eine recht treffende und gar nicht so uebertriebene Beleuchtung hiesiger Sitten und Gebraeuche im Dezember.

Wer meint, man wuerde in Deutschland vom Weihnachtsrummel alljaehrlich ueberfahren, darf sich gerne eingeladen fuehlen, mal den November und Dezember in den USA oder Kanada zu verbringen. Ich garantiere ein unvergessliches Erlebnis und auf ewig eine Abneigung gegen Weihnachten und aehnliche Feiertage!

Startschuss fuer den alljaehrlichen Terror ist hier der 1.November. Denn am Tag davor ist Halloween und daher dreht sich bis zum 1.11. alles um Kuerbisse, Geister, Trick or Treat Suessigkeiten und die moeglichst gruselige Dekoration des Hauses. Dann aber puenktlich zum 1.11. heisst es: Weihnachtswahn.

Es gibt keinen Werbespot ohne Santa Claus, Weihnachtslieder und Rentiere. Egal, ob es sich um Windeln, Lebensmittel, Handkreissaegen, Katzenfutter oder Damenbinden handelt....mit Weihnachtssymbolik verkauft sich scheinbar alles besser. Dann sitzt Santa bei den Damen und Herren der Morgennachrichten, faehrt bereits im November in unzaehligen Paraden mit, ist als Pappkamerad in jedem Supermarkt und jeder Mall zu finden.....

...und treibt die Menschen hier in einen Konsumzwang ungeahnter Ausmasse.

Es gilt, jedem Menschen, dem man mehr als einmal in seinem Leben begegnet ist, mindestens ein, besser aber mehrere Geschenke zu machen. Wenn auch in vielen Faellen nur aus innerem Zwang, weil man sich sonst schuldig fuehlen wuerde, dass man dem Brieftraeger, halbtoten Grossonkel oder der ueber 25 Ecken verwandte Gross-Stief-Nichte kein sinnloses Konsumgut in die Hand gedrueckt hat. Also rennt man in die Malls und kauft und kauft und kauft. Zur Not nimmt man noch schnell eine neue Hypothek auf's Haus auf.....alles fuer die gute Weihnachtsstimmung.

Dazu kommt die alljaehrliche Weihnachtsdeko fuer's Haus und das Buero. Da nimmt man ungerne die Dinge aus dem letzten Jahr, denn mal will ja nicht als geizig oder nicht weihnachtsliebend dastehen. Und dann tackert man eben Tausende kleine Lichter in allen Farben ans Haus, verteilt beleuchtete Rentierschlitten, per Ventilator aufgeblasenen Schneemaenner und Tannenbaeume auf dem Rasen im Vorgarten und freut sich von innen ueber das Geblinke.

Vergessen ist dann, dass man das ganze Jahr ueber keinen Haartrockner benutzt hat, um Strom zu sparen und die Umwelt zu schonen. Vergessen ist die Stromrechnung aus dem letzten Januar, die man nur zahlen konnte, indem man eine weitere Hypothek aufs Haus aufnahm.

Ist doch alles schoen. Denn schliesslich ist doch Weihnachten.

Und was macht da unsereins in diesen zwei grauenhaften Monaten im Jahr? Den zwei Monaten, in denen Religionsfreiheit bedeutet, dass alle, aber auch wirklich alle gezwungen werden, an mindestens einem Event zur Geburt Jesu teilzunehmen und dem Konsumgott zu huldigen?

ZUM BOYKOTT AUFRUFEN!

End Compulsory Consumption! Boycott Christmas!

Friday, November 16, 2007

Die Polit-Skandale des Karl-Heinz Schreiber

Karl-Heinz Schreiber.....Ihr erinnert Euch? CDU Spendenskandal, die Debatten, ob nun Wolfgang Schaeuble oder die damalige CDU Schatzmeisterin Baumeister einen Koffer voller Geld von Herrn Schreiber bekommen hat oder nicht, und wenn ja, ob das Geld korrekt verbucht wurde, und wenn nicht, oder auch wenn ja, wofuer das Geld eigentlich war.

Ihr erinnert Euch? An den resultierenden Fall Helmut Kohls, an die "schwarzen Kassen", die Wahlniederlage der CDU und den Aufstieg von Angela Merkel?

Ist nun fast schon 10 Jahre her. Und nun ist der gute Herr Schreiber hier in Kanada in einen der groessten Polit-Skandale des Landes verwickelt. Nicht nur verwickelt, er ist im Moment die Schluesselfigur.

Es geht um eine Geldspende in Hoehe von 300.000 kanadischen Dollar (vielleicht auch mehr, der Betrag ist bisher recht unklar) im Jahr 1993 an den damaligen Prime Minister von Kanada, Brian Mulroney. Mulroney war damals noch im Amt, trat aber kurze Zeit spaeter freiwillig zurueck und ueberliess seiner Parteikollegin, Kim Campbell, das Amt. (Sie verlor die naechsten Wahlen im Herbst 1993 in katastrophaler Weise; die Partei fiel von einer Mehrheit im Parlament mit 151 Sitzen auf 2 Sitze!)

Schreibers Geldspende soll im Zusammenhang mit einem Deal zwischen Airbus und der kanadischen Regierung (repraesentiert von Mulroney) geflossen sein, und 1995 gab es dazu eine oeffentliche Untersuchung....angestossen von Mulroney selbst, der als Reaktion auf Bestechungsvorwuerfe die kanadische Regierung verklagte....und gewann. Er erhielt 2,1 Millionen Dollar Entschaedigung.

Spot auf Karl-Heinz Schreiber. Schreiber, der seit 1983 offiziell in Kanada lebt und kanadischer Staatsbuerger ist, steht seit laengerer Zeit die Auslieferung nach Deutschland bevor im Rahmen einer Strafverfolgung im Zusammenhang mit dem CDU Spendenskandal und Steuerhinterziehung. Nun ist ihm in den Sinn gekommen, dass wenn er jetzt hier Stueck fuer Stueck die Wahrheit zum Airbus-Skandal ans Licht bringt, die kanadische Regierung ihn als Schluesselfigur und wichtig fuer die Aufklaerung des Skandals ansehen wird und eine Auslieferung nach Deutschland verhindern wird.

Schreiber veroeffentlicht also seit Wochen ein Stueckchen Skandal nach dem anderen, stellt aber immer klar, dass er noch viel mehr weiss und deutet inzwischen auch an, dass der derzeitige kanadsichen Prime Minister, Stephen Harper, in den Skandal verwickelt ist.

Gestern wurde nun von einem Gericht seine zuegige Auslieferung nach Deutschland beschlossen (noch in diesem Jahr), die Entscheidung wurde dann aber direkt vom Justizminister und Parteikollegen Stephen Harpers auf Eis gelegt.

Man will sicher stellen, dass er die grosse Bombe nicht erst platzen laesst, wenn er nicht mehr im Land und damit juristisch unantastbar ist.

Spannend. Wuerde mich interessieren, welchen Leichen noch so bei dem guten Herrn Schreiber im Keller liegen.